Auf dieser Seite finden Sie Geschichten und Texte, die mich beim Lesen oft tief berührt haben und es immer noch tun. Sie führen mich auf ihre Weise zu mir selbst und erweitern meinen Blick für mein und unser Leben.
Ich lese sie auch gerne in meinen Seminaren vor.
Sollten Sie feststellen, dass ich hier Urheberrechte mit der Veröffentlichung einzelner Geschichten verletze, bitte ich Sie um eine konkrete Mitteilung.

In der Begegnung mit dir

In der Begegnung mit dir, spüre ich mein Glück, meine Freude und meine Liebe.
- Das bin ich!

In der Begegnung mit dir, spüre ich meine Not, meine Angst und auch meine Wut.
- Das bin ich!

In der Begegnung mit dir, spüre ich die Herausforderung, dazu zu lernen und wachsend immer mehr Ich-Selbst zu sein.

In der Begegnung mit dir, lerne ich meine Grenzen und deine Grenzen zu achten.

Das alles bin ich – auch durch dich!

Wenn ich dabei ganz offen für mich und für dich bin, staune ich und bin berührt, von deiner und meiner Liebe.

Und was ist wichtig für dich?

Wovon lässt du dich berühren?

Bist du bereit, für eine Begegnung in Offenheit und mit Achtung füreinander?

Magst du das Wagnis eingehen?

Mit etwas Herzklopfen freue ich mich auf uns!

(von Gerhard Salger und Roland Eggert, 2017)

Vom Stamm der Babemba aus Südafrika wird erzählt

Wenn ein Stammesmitglied rücksichtslos oder gewalttätig gewesen ist, hören alle im Dorf auf zu arbeiten und versammeln sich in der Dorfmitte.

Sind alle zusammen, bitten ihn seine Freunde in die Dorfmitte zu kommen. Er wird jedoch nicht dazu genötigt oder daran gehindert, wegzulaufen.

Dann erinnert jedes Stammesmitglied, ganz gleich welchen Alters, die Person in der Mitte daran, was sie in ihrem Leben Gutes getan hat.

Alles, an was man sich in Bezug auf diesen Menschen erinnern kann, wird in allen Einzelheiten dargelegt. Alle seine positiven Eigenschaften, seine Stärke und seine Güte werden dem Stammesmitglied in Erinnerung gerufen.

Alle, die den Kreis um ihn herum bilden, schildern dies sehr ausführlich. Die einzelnen Geschichten werden mit absoluter Ehrlichkeit und großer Liebe erzählt.

Es ist niemanden erlaubt das Geschehene zu übertreiben oder etwas zu erfinden. Niemand ist unehrlich oder sarkastisch.

Die Zeremonie wird so lange fortgeführt, bis jeder im Dorf mitgeteilt hat, wie sehr er diese Person als Mitglied der Gemeinde schätzt und respektiert.

Am Ende wird der Kreis geöffnet und ein fröhliches Fest miteinander gefeiert.

(nach Gerald Jampolsky)

Gestutzte Eiche

Wie haben sie dich, Baum, verschnitten
Wie stehst du fremd und sonderbar!
Wie hast du hundertmal gelitten,
Bis nichts in dir als Trotz und Wille war!
Ich bin wie du, mit dem verschnittnen,
Gequälten Leben brach ich nicht
Und tauche täglich aus durchlittnen
Rohheiten neu die Stirn ins Licht.
Was in mir weich und zart gewesen,
Hat mir die Welt zu Tod gehöhnt,
Doch unzerstörbar ist mein Wesen,
Ich bin zufrieden, bin versöhnt,
Geduldig neue Blätter treib ich
Aus Ästen hundertmal zerspellt,
Und allem Weh zu Trotze bleib ich
Verliebt in die verrückte Welt.

Herrmann Hesse, Juli 1919

Nimm Dir Zeit für Dich Selbst. –

Du bist für Dich der wichtigste Mensch.

 

Nehmt Euch Zeit für die Liebe in all ihren Formen,

sie ist Gottes Gegenwart in der Welt.

 

Nimm Dir Zeit für Deinen Körper,

er ist nicht zu trennen von Deiner Seele.

 

Nehmt Euch Zeit für Eure Gefühle –

Sie machen Euch sichtbar.

 

Nimm Dir Zeit für das Lachen,

es macht die Welt heller.

 

Nehmt Euch Zeit für den Zorn,

sonst wird er Euer Leben vergiften.

 

Nimm Dir Zeit für das Weinen,

es ist der erlösende Quell.

 

Nehmt Euch Zeit zum Denken,

es ordnet die Dinge.

 

Nimm Dir Zeit für die Musik –

Sie kann tiefer ergreifen als Worte.

 

Nehmt Euch Zeit zum Leben –

Dass Ihr mit einem Lächeln sterben könnt.

 

Aus Irland

Aus „Briefe an einen jungen Dichter“ von Rainer Maria Rilke

Man muss den Dingen
die eigene, stille,
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt,
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann;
alles ist austragen -
und dann
Gebären...

Reifen wie der Baum, der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen
des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!

Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind,
als ob die Ewigkeit vor ihnen läge,
so sorglos still und weit...

Man muss Geduld haben,
gegen das Ungelöste im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.

Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antwort hinein.


Wenn der Baum geboren wird,
ist er nicht sofort groß.
Wenn er groß ist,
blüht er nicht sofort.
Wenn er blüht,
bringt er nicht sofort Früchte hervor.
Wenn er Früchte hervorbringt,
sind sie nicht sofort reif.
Wenn sie reif sind,
werden sie nicht sofort gegessen.

Aegidius von Assisi +1262

Es ist, was es ist

Es ist Unsinn - sagt die Vernunft.

Es ist was es ist - sagt die Liebe.

Es ist Unglück - sagt die Berechnung.

Es ist nichts als Schmerz - sagt die Angst.

Es ist aussichtslos - sagt die Einsicht.

Es ist was es ist - sagt die Liebe.

Es ist lächerlich - sagt der Stolz.

Es ist leichtsinnig - sagt die Vorsicht.

Es ist unmöglich - sagt die Erfahrung.

Es ist was es ist - sagt die Liebe.

Erich Fried

Hör auf die leise Stimme in der Tiefe,

sie spricht zu dir bei Tag und in der Nacht.

Und ob sie dich oft auch vergeblich riefe,

sie ruft und ruft bis endlich du erwacht:


Es rauscht ein Strom in dir, gespeist aus Quellen,

die ferner sind als du erahnen magst.


Es trägt der Strom dein Herz auf seinen Wellen,

du aber weißt es nicht und bangst und fragst.

Woher die Kraft, die dich durchs Dasein führet,

woher der Mut, noch immer fest zu stehen,

wenn alles um dich wankt?

Bis du es spürst:

dich trägt der Strom, du kannst nicht untergehn.


Es trägt der Strom dich hin durch viele Leben

Und zeigt dir Bilder, die vorübergehen,

nur was du sehen sollst, wird dir gegeben,

sieh an die Bilder,

doch bleib niemals stehen.


Hängst du an Ufern, wirst du bald zerschellen,

vertrau dem Strom, dein Leben und Geschick.

Er trägt dich sicher hin auf seinen Wellen,

er trägt dich einst zu deinem Ursprung zurück.

Ephides

Danken macht mich groß. Denn wenn ich danke, nehme ich von einem anderen etwas als Geschenk. Es bereichert mich, weil ich es nehme. Zugleich wird das, was ich dankend nehme für mich unverlierbar. Der Dank erlaubt mir, es zu behalten und zu mehren. Er wirkt wie die Sonne und der warme Regen auf eine Pflanze. Sie gedeiht.

Danken verbindet. Durch das Danken gedeihen unsere Beziehungen. Denn dem der dankt, wird gerne gegeben. Umgekehrt wir der der dankend nimmt, innerlich weit und kann nicht anders, als selbst zu geben und das was er als Geschenk mit Dank genommen hat, weiterzuschenken. Das Danken macht daher nicht nur mich, es macht auch andere glücklich und reich.

Wer dankt, würdigt, was ihm geschenkt ist, und er würdigt damit auch die, dies es ihm schenken. So werden durch das Danken sowohl ich als auch die Gabe und der Geber groß.

Bert Hellinger

Die Güte

Güte kommt von gut. Wer gütig ist, der will dem anderen Gutes, ohne etwas von ihm zu fordern oder zu erwarten. Die Güte hält Abstand. Sie scheint von Ferne. Sie tritt dem anderen nicht nahe. Sie ist nachsichtig, jenseits der Moral. Sie will nichts verändern. Sie bejaht den anderen, wie er ist, doch ohne es zu sagen. Sie ist nur da.

In der Nähe gütiger Menschen fühlen wir uns wohl. Ihre Güte macht auch uns milder, menschlicher, einfach durch ihre Gegenwart. Die Güte ist wie mildes Licht am Abend, das die scharfen Konturen verschwimmen lässt. Kein Wunder, dass wir diese Güte vor allem bei älteren Menschen finden, die ihre früheren Erwartungen und Träume schon lange hinter sich gelassen haben und die warten konnten, bis vieles, das sich zuerst als bedrohlich erwies, von selbst vorüberging, und die dankbar sind, dass auch das wirklich Bedrohliche an ihnen vorüberging.

Güte ist daher vor allem Gelassenheit, Einklang mit der Vergangenheit und Zukunft. Sie ist die Schwester der Weisheit.

Bert Hellinger

Ein Wanderer bewegte sich ächzend und stöhnend, Schritt für Schritt vorwärts, beklagte sein hartes Schicksal und die Müdigkeit, die ihn quälte.

Auf seinem Weg begegnete ihm in der glühenden Mittagshitze ein Bauer. Der fragte ihn: „Oh müder Wanderer, warum belastest Du Dich mit Felsbrocken?“ „Zu dumm“, antwortete der Wanderer, „aber ich hatte sie bisher noch nicht bemerkt.“ Darauf warf er die Brocken weit weg und fühlte sich viel leichter.

Wiederum kam ihm nach einer langen Wegstrecke ein Bauer entgegen, der sich erkundigte: „Sag, müder Wanderer, warum plagst Du Dich mit einem halbfaulen Kürbis auf dem Kopf und schleppst an Ketten so schwere Eisengewichte hinter Dir her?“

Der Wanderer antwortete: „Ich bin sehr froh, dass Du mich darauf aufmerksam machst; ich habe nicht gewusst, was ich mir damit antue.“ Er schüttelte die Ketten ab und zerschmetterte den Kürbis im Straßengraben. Wieder fühlte er sich leichter. Doch je weiter er ging, umso mehr begann er wieder zu leiden.

Ein Bauer, der vom Feld kam, betrachtete den Wanderer erstaunt: „Oh guter Mann, Du trägst Sand in Deinem Rucksack, doch was Du in weiter Ferne siehst, ist mehr Sand, als Du jemals tragen könntest. Und wie groß ist Dein Wasserschlauch – als wolltest Du die Wüste Kawir durchwandern. Dabei fließt neben Dir ein klarer Fluss, der Deinen Weg noch weit begleiten wird!“

„Danke Dir, Bauer, jetzt merke ich, was ich noch mit mir herumgeschleppt habe.“ Mit diesen Worten riss der Wanderer den Wasserschlauch auf, dessen brackiges Wasser auf dem Weg versickerte, und füllte mit dem Sand aus dem Rucksack ein Schlagloch.
Er blickte an sich herab, sah den schweren Mühlstein an seinem Hals und merkte plötzlich, dass der Stein es war, der ihn noch so gebückt gehen ließ. Er band ihn los und warf ihn, soweit er konnte, von sich fort und ließ alles hinter sich.

So wanderte er frei von fremden Lasten, beschwingt durch die Abendkühle zu einer Herberge.

Achte gut auf diesen Tag
denn er ist das Leben –
des Leben allen Lebens.
In seinem kurzen Ablauf
liegt alle Wirklichkeit
und Wahrheit des Daseins,
die Wonne des Wachsens,
die Herrlichkeit der Kraft.
Das Gestern ist nichts als ein Traum,
und das Morgen nur eine Vision.
Aber das Heute - richtig gelebt -
macht jedes Gestern
zu einem Traum voller Glück
und das Morgen
zu einer Vision voller Hoffnung.
Achte daher wohl auf diesen Tag.

Dschalal ad-Din Muhammad Rumi (1207 - 1273)

Unsere tiefste Angst ist nicht,

dass wir unzulänglich sind,

unsere tiefste Angst ist,

dass wir unermesslich machtvoll sind.

Es ist unser Licht, das wir fürchten,

nicht unsere Dunkelheit.

Wir fragen uns: „Wer bin ich eigentlich,

dass ich leuchtend, begnadet, phantastisch sein darf?“

Wer bist Du denn, es nicht zu sein?

Du bist ein Kind Gottes.

Wenn Du Dich klein machst,

dient das der Welt nicht.

Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun,

wenn Du schrumpfst,

damit andere um Dich herum

sich nicht verunsichert fühlen.

Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit

Gottes zu verwirklichen, die in uns ist.

Sie ist nicht nur in einigen von uns,

sie ist in jedem Menschen.

Und wenn wir unser eigenes Licht

erstrahlen lassen,

geben wir unbewusst anderen Menschen

die Erlaubnis, dasselbe zu tun.

Wenn wir uns von unserer eigenen

Angst befreit haben,

wird unsere Gegenwart,

ohne unser Zutun, andere befreien.
 

Dieser Text wird oft als Nelson Mandelas Antrittsrede anläßlich seiner Präsidentschaft, im Jahr 1994, ausgegeben.

Sie steht jedoch in dem Buch von Marianne Williamson „A return to love“ - „ Die Rückkehr zur Liebe", Goldmann-Verlag

 

Ein Platz für Menschen

Wenn dies hier kein Platz ist, wo Tränen verstanden werden,
Wohin kann ich gehen, um zu weinen?

Wenn dies hier kein Platz ist, wo mein Geist beflügelt wird,
Wohin kann ich gehen, um zu fliegen?

Wenn dies hier kein Platz ist, wo meine Fragen gestellt werden können,
Wohin kann ich gehen, um zu suchen?

Wenn dies hier kein Platz ist, wo meine Gefühle gehört werden können,
Wohin kann ich gehen, um zu reden?

Wenn dies hier kein Platz ist, wo ich akzeptiert werde, wie ich bin
Wohin kann ich gehen, um zu sein?

Wenn dies hier kein Platz ist, wo ich versuchen kann zu lernen und zu wachsen,
Wo kann ich einfach ich selbst sein?

William J Crocker

 

Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt, sie ist ein Geisteszustand.

Sie ist Schwung des Willens, Regsamkeit der Fantasie, Stärke der Gefühle,

Sieg des Mutes über die Feigheit, Triumph der Abenteuerlust über die Trägheit.

 

Niemand wird alt, weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht hat.

Man wird nur alt, wenn man seinen Idealen Lebewohl sagt.

Mit den Jahren runzelt die Haut,

mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele.

 

Sorgen, Zweifel, Mangel an Selbstvertrauen, Angst und Hoffnungslosigkeit,

das sind die langen, langen Jahre, die das Haupt zur Erde ziehen

und den aufrechten Gang in den Staub beugen.

 

Ob siebzig oder siebzehn, im Herzen eines jeden Menschen

wohnt die Sehnsucht nach dem Wunderbaren,

das erhebende Staunen beim Anblick der ewigen Sterne,

das furchtlose Wagnis,

die unersättliche, kindliche Spannung, was der nächste Tag bringen möge,

die ausgelassene Freude und Lebenslust.

 

Du bist so jung wie deine Zuversicht, so alt wie deine Zweifel,

so jung wie deine Hoffnung, so alt wie deine Verzagtheit.

Solange die Botschaft der Schönheit, Freude und Kühnheit,

der Größe der Erde, des Menschen und des Unendlichen

dein Herz erreicht, solange bist du jung.

 

Erst wenn die Flügel nach unten hängen,

und das Innere deines Herzens vom Schnee des Pessimismus und

vom Eis des Zynismus bedeckt ist,

dann erst bist du wahrhaftig alt geworden.


Albert Schweitzer

Anruf bei einer Service-Hotline zur Software LIEBE

Anrufer :
Hallo! Ich habe hier ein neues Programm das ich gerne auf meinem
persönlichen System installieren würde. Es heißt LIEBE. Was soll ich
als erstes machen?
Hotline:
Auf Ihrer Festplatte gibt es eine Partition, die heißt HERZ. Haben Sie die?
Anrufer:
Ach so, das ist der Trick! Ich hab's immer auf der Hauptpartition KOPF
versucht. Na gut, ich probier das mal. Oh Mist, HERZ ist ziemlich voll!
Hotline:
Machen Sie doch mal den Task-Manager auf und schauen unter "Prozesse". Was
läuft denn da?
Anrufer:
Oh je, Alte_Verletzungen.exe, Groll.com, Geiz.com, Ablehnung.exe und
lauter so Zeug. Vor allem Hass.exe. Das krallt sich fast den
ganzen Speicherplatz!
Hotline:
Kein Problem. LIEBE wird vieles davon ganz automatisch aus Ihrem
Betriebssystem löschen. Manches bleibt zwar im Hintergrund aktiv, wird
aber keine anderen Programme mehr stören.
Alte_Verletzungen.exe und Geiz.com müssen Sie aber vor der Installation
selber vollständig löschen.
Anrufer:
Nein! Das sind für mich zwei ganz wichtige gute alte Stücke! Das hat mich
Jahrzehnte gekostet, all die Komponenten dafür zusammen zu sammeln!
Muss das wirklich raus??
Hotline:
Ja, das ist unumgänglich. Gehen Sie ins Startmenü und suchen Sie unter
Zubehör/Verzeihung. Das lassen Sie dann so oft laufen, bis Geiz.com und
Alte_Verletzungen.exe vollständig gelöscht sind.
Anrufer:
Na gut, wenn's sein muss. LIEBE ist mir einfach so sehr empfohlen
worden, das Ding will ich unbedingt hier laufen haben! So, geschafft ..
He! Da steht jetzt: "ERROR 490, Programm läuft nicht auf internen
Komponenten". Was soll denn das jetzt?
Hotline:
Nichts Schlimmes, ist ein altbekanntes Problem. Es bedeutet, dass LIEBE
für externe HERZEN konfiguriert ist, aber auf Ihrem eigenen ist es noch
nicht gelaufen. Das ist eine von diesen ganz komplizierten Sachen. Ich
sag's mal so: Sie müssen zunächst Ihr eigenes Gerät lieben, bevor es
andere lieben kann.
Anrufer:
Hä?
Hotline:
Können Sie den Ordner Selbstakzeptanz finden?
Anrufer:
Ja, hab ich.
Hotline:
Wunderbar. Klicken Sie auf die folgenden Dateien und kopieren Sie sie in
den Ordner MEINHERZ, und zwar: Selbstvergebung.doc, Selbstschätzung.doc
und Güte.txt. Außerdem bitte Selbstbeurteilung.exe aus allen Ordnern
löschen und dann den Papierkorb leeren, sonst kommen sie immer wieder
zurück.
Anrufer:
LIEBE installiert sich jetzt ganz von selbst. Ist das gut so?
Hotline:
Ja, so gehört sich das. Nun sollte eine Nachricht auftauchen, dass sich LIEBE
immer wieder neu lädt, so lange Ihre HERZ-Festplatte läuft. Sehen Sie
diese Nachricht?
Anrufer:
Seh ich. Ist die Installation nun abgeschlossen?
Hotline:
Ja, aber denken Sie daran, dass Sie bis jetzt nur die Basisversion
installiert haben. Sie müssen sich nun mit anderen HERZEN vernetzen,
um an die Upgrades zu kommen.
Anrufer:
Ok. Klasse! Mein HERZ lädt gerade eine wunderschöne Melodie. Auf meinem
Bildschirm läuft Lächeln.mpg. Wärme.exe, Friede.exe, Zufriedenheit.doc
und lauter solche Sachen breiten sich gerade im Speicher aus. Fühlt sich gut an!
Hotline:
Fein. Damit ist LIEBE installiert und läuft. Von diesem Punkt an sollten
Sie gut alleine weiterkommen.
Anrufer:
Jetzt brauchen Sie sicher meine Kontonummer wegen der Abbuchung.
Hotline (lacht):
Nein, LIEBE ist Freeware. Geben Sie das Programm bitte an jeden weiter,
den Sie treffen, mit allen Komponenten. Die Leute werden es dann
ihrerseits weiterverbreiten, und ich wette, dass Sie dann von denen eine
Menge ganz feiner neuer Module zurückbekommen.
Anrufer:
Gebongt, will ich gerne machen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.

(Autor leider unbekannt)

Als ich mich wirklich zu lieben begann

Als ich mich wirklich zu lieben begann, habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder Gelegenheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und das alles, was geschieht richtig ist. Von da an konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich, das nennt sich "SELBSTACHTUNG":

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen,
dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen für mich sind, gegen meine
eigene Wahrheit zu leben. Heute weiß ich, das nennt man "AUTHENTISCH-SEIN":

Als ich mich wirklich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden,
wie es jemand wirklich beschämt, ihm meine Wünsche aufzuzwingen, obwohl ich wusste,
dass die Zeit nicht reif war, auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
Heute weiß ich, das nennt man "RESPEKT".

Als ich mich wirklich zu lieben begann, habe ich aufgehört mich nach einem anderen
Leben zu sehnen und konnte sehen, das alles um mich herum eine Aufforderung zum
wachsen war. Heute weiß ich, das nennt man "REIFE".

Als ich mich selbst wirklich zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit
zu berauben. Und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude bereitet, was ich liebe und mein Herz
zum singen bringt, auf meine Art und Weise und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man "EHRLICHKEIT".

Als ich mich selbst wirklich zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit,
was nicht gut für mich war. Von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von Allem
was mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das "GESUNDEN EGOISMUS". Aber heute weiß ich das ist "SELBSTLIEBE":

Als ich mich wirklich zu lieben begann, habe ich aufgehört, immer Recht haben zu wollen.
So habe ich mich weniger geirrt. Heute habe ich erkannt, das nennt man "EINFACH-NUR-SEIN".

Als ich mich selbst wirklich zu lieben begann, habe ich mich geweigert weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur mehr in diesem Augenblick wo ALLES stattfindet. So lebe ich heute jeden Fag und nenne es "VOLLKOMMENHEIT".

Als ich mich wirklich zu lieben begann, da erkannte ich, dass mich mein Denken armselig und krank machen kann. Als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte, bekam mein Verstand
einen wichtigen Partner. Diese Verbindung nenne ich heute "HERZENSWEISHEIT".

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen zu fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aneinander und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich, DAS IST das Leben!

(diese Worte schrieb Charlie Chaplin an seinem 70. Geburtstag am 16. April 1959, ist jedoch unmstritten)

Sie war berüchtigt, die Königskobra, die sich schon vor einiger Zeit in der Nähe des Dorfes niedergelassen hatte. Mit ihrer gewaltigen Größe und ihrer ungewöhnlichen Aggressivität versetzte sie Groß und Klein in Furcht. Wenn immer die Dorfbewohner sie zu Gesicht bekamen, suchten sie schleunigst das Weite.

An einem sonnigen Morgen hatte sie ihren Aufenthaltsplatz an einer Steinmauer ganz in der Nähe des Weges zu den Feldern gewählt, und die Frauen und Männer, die auf ihm unterwegs waren, mussten einen großen Bogen machen. Gegen Mittag sah man aus der Ferne einen Mönch sich andächtigen Schrittes den Häusern nähern, und es konnte nicht lange dauern, bis er an der gefährlichen Stelle vorbei kommen würde. Die Bauern bei ihrer Arbeit sahen Unheil auf den Pilger zukommen und versuchten sogleich, ihn zu warnen. Der Fremde aber ließ sich nicht beeindrucken und ging unbeirrt weiter. Als er bei der Kobra angelangt war, schnellte diese plötzlich in die Höhe, reckte drohend ihren Kopf und zischte den Vorübergehenden wutentbrannt an.

Doch der braun-gewandete Mönch ließ sich nicht erschrecken oder gar zu irgendeiner Handlung hinreißen. Im Gegenteil. Er sah die Schlange an, als sei sie eine gute alte Freundin von ihm. Das hatte die Kobra noch nie erlebt und sie bemerkte verwundert, dass ihr dieser Blick unglaublich wohl tat. In einem Augenblick war ihr Zorn verflogen, und die Feindseligkeit, die sie eben noch verspürte, war spurlos vergangen.

Nun redete der Pilger sie an, denn er war der Sprache der Tiere mächtig: „Sieh‘ selbst, jetzt bist du heiter und froh, weil du dein Wüten und Rasen eingestellt hast und keine Zorngedanken hegst. Wenn du in deiner Wildheit anderen Furcht und Schrecken einjagst, tust du auch dir nichts Gutes. Ich kenne schon lange keine üblen Gedanken mehr und füge niemandem ein Leid zu. Daher lebe ich mit mir selbst und anderen in völliger Harmonie – und ich bin glücklich.“

Die sanften Worte des Mannes machten die Königskobra sehr nachdenklich, und es fiel ihr wie Schuppen von den Augen: Ihr bisheriges Leben war von Wut und Hass bestimmt, und sie selbst daher immer in innerer Anspannung und Unfrieden. Im Augenblick aber war alles anders, sie war ruhig und heiter. Ja, sie wollte, sie musste sich ändern. Die Schlange dankte dem Pilger und versprach ihm, von nun an allen Wesen nur noch voller Wohlwollen und Liebe zu begegnen.


Natürlich fiel es den Dorfbewohnern bald auf, dass das gefürchtete Reptil sich nicht mehr wild und bedrohlich gebärdete, wenn sie in ihre Nähe kamen, sondern sich still auf den Steinen sonnte oder friedlich durch das Gras schlüpfte. Sie hielten die Kobra für schwach oder krank und hatten deshalb keine Angst mehr vor ihr. Ja, mit einem Mal sahen sie die Möglichkeit, dem Reptil endlich das früher erlittene Leid heimzuzahlen. Der Mutigste fing an, die arme Schlange mit einem Stock zu ärgern und sie bei ihrem Sonnenbad zu stören.

Bald zogen die anderen nach, einige fassten sie am Schwanz und ließen sie in der Luft kreisen. Andere traten nach ihr, bewarfen sie mit Ästen und Steinen oder schlugen sie. Die Angriffe und die spöttischen Bemerkungen wollten kein Ende nehmen; Und eines Tages war es so krank und matt, dass es sich kaum mehr bewegen konnte.

Da war es kein Wunder, dass sie etwas unsicher wurde, ob ihr neuerliches Verhalten überhaupt richtig war und ob sie nicht besser wieder zu ihrer alten Art zurückkehren und drohend ihre gespaltene Zunge zeigen oder gar beißen sollte. Und doch war ihr so wohl dabei, wenn Wut und Ärger in ihr schwiegen.

Wie freute sich da unsere Königskobra, als sie nach einiger Zeit ihren vormaligen Lehrer, den weisen Mönch mit seiner einfachen Kutte, wieder still des Weges kommen sah. Er war die Rettung, er wusste sicher Rat. Tatsächlich war der Pilger wiedergekommen, um nach der Schlange zu sehen und in Erfahrung zu bringen, welche Fortschritte sie gemacht hatte oder welche Schwierigkeiten ihr begegnet waren.

Er war allerdings ziemlich überrascht, die einstmals so prächtige Schlange völlig kraftlos, abgemagert und mit den Spuren vieler Verletzungen vorzufinden. „Wie geht es dir?“, fragte er besorgt. „Weshalb siehst du so elend aus? Was ist dir widerfahren?“

„Eigentlich geht es mir nicht schlecht. Klar, ich bin ein wenig schmäler geworden, weil ich keine Mäuse und Frösche mehr töte, um sie zu fressen. Und wenn ich nicht gerade ein totes Tier finde, ernähre ich mich von Pflanzen und Früchten. Das ist schon in Ordnung.“

„Aber du bist doch von Narben übersäht und machst einen ziemlich verstörten Eindruck. Da muss doch noch etwas anderes dahinter stecken.“

„Nun, wenn du so fragst: Als die Dorfbewohner mitbekamen, dass ich nicht mehr mit den Augen blitzte und nicht mehr nach ihnen schnappte, wurden sie übermütig und trieben es ärger und ärger mit mir. Deshalb glaube ich fast, dass sich dein Ratschlag von damals gar nicht immer verwirklichen lässt.“

„Sage das nicht. Sage das nicht. Gewiss, ich habe dir geraten, niemanden zu verletzen oder gar zu töten. Du sollest keinem Wesen absichtlich einen Schaden zufügen oder es beeinträchtigen, stattdessen ihm stets mit Freundlichkeit und Wohlwollen begegnen. Doch war nicht davon die Rede, dass du nicht zischen darfst, wenn man dir zu nahe tritt oder übel will. Es hätte niemandem weh getan, hättest du dich in deiner ganzen Größe gezeigt und jedem deutlich gemacht, dass du wie jeder andere unbehelligt bleiben möchtest.“

Dass sie nicht selbst darauf gekommen war! Denn der Pilger hatte Recht, wie sich schnell herausstellte. Bald schon hatte die Kobra ihre Mutlosigkeit überwunden und bewegte sich wieder frei und unbekümmert in den Feldern und auf den Weiden. Von ihrer liebevollen Haltung gegenüber jedermann ging sie nicht im Mindesten ab. Doch wenn wieder jemand Schabernack mit ihr treiben wollte, reckte sie sich mächtig in die Höhe, züngelte und zischte nach Kräften und flößte so dem Betreffenden gehörig Respekt ein. Und schließlich kamen alle gut miteinander aus.

Das Märchen von der traurigen Traurigkeit - Inge Wuthe

Es war eine kleine alte Frau, die bei der zusammengekauerten Gestalt am Straßenrand stehen blieb. Das heißt, die Gestalt war eher körperlos, erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen.

"Wer bist du?" fragte die kleine Frau neugierig und bückte sich ein wenig hinunter. Zwei lichtlose Augen blickten müde auf. "Ich ... ich bin die Traurigkeit", flüsterte eine Stimme so leise, dass die kleine Frau Mühe hatte, sie zu verstehen.

"Ach, die Traurigkeit", rief sie erfreut aus, fast als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.

"Kennst du mich denn", fragte die Traurigkeit misstrauisch.

"Natürlich kenne ich dich", antwortete die alte Frau, "immer wieder einmal hast du mich ein Stück des Weges begleitet."

"Ja, aber ..." argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du nicht vor mir, hast du denn keine Angst?"

"Oh, warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selber nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst und dich so nicht vertreiben lässt. Aber, was ich dich fragen will, du siehst - verzeih diese absurde Feststellung - du siehst so traurig aus?"

"Ich ... ich bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.

Die kleine alte Frau setzte sich jetzt auch an den Straßenrand. "So, traurig bist du", wiederholte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Magst du mir erzählen, warum du so bekümmert bist?"

Die Traurigkeit seufzte tief auf. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie vergebens versucht und ...

"Ach, weißt du", begann sie zögernd und tief verwundert, "es ist so, dass mich offensichtlich niemand mag. Es ist meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und eine Zeitlang bei ihnen zu verweilen. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Aber fast alle reagieren so, als wäre ich die Pest. Sie haben so viele Mechanismen für sich entwickelt, meine Anwesenheit zu leugnen."

"Da hast du sicher Recht", warf die alte Frau ein. "Aber erzähle mir ein wenig davon."

Die Traurigkeit fuhr fort: "Sie haben Sätze erfunden, an deren Schutzschild ich abprallen soll.

Sie sagen "Papperlapapp - das Leben ist heiter", und ihr falsches Lachen macht ihnen Magengeschwüre und Atemnot.

Sie sagen "Gelobt sei, was hart macht", und dann haben sie Herzschmerzen.

Sie sagen "Man muss sich nur zusammenreißen" und spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken.

Sie sagen "Weinen ist nur für Schwächlinge", und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe.

Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht spüren müssen."

"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir oft in meinem Leben begegnet. Aber eigentlich willst du ihnen ja mit deiner Anwesenheit helfen, nicht wahr?"

Die Traurigkeit kroch noch ein wenig mehr in sich zusammen. "Ja, das will ich", sagte sie schlicht, "aber helfen kann ich nur, wenn die Menschen mich zulassen. Weißt du, indem ich versuche, ihnen ein Stück Raum zu schaffen zwischen sich und der Welt, eine Spanne Zeit, um sich selbst zu begegnen, will ich ihnen ein Nest bauen, in das sie sich fallen lassen können, um ihre Wunden zu pflegen.

Wer traurig ist, ist ganz dünnhäutig und damit nahe bei sich.

Diese Begegnung kann sehr schmerzvoll sein, weil manches Leid durch die Erinnerung wieder aufbricht wie eine schlecht verheilte Wunde. Aber nur, wer den Schmerz zulässt, wer erlebtes Leid betrauern kann, wer das Kind in sich aufspürt und all die verschluckten Tränen leerweinen lässt, wer sich Mitleid für die inneren Verletzungen zugesteht, der, verstehst du, nur der hat die Chance, dass seine Wunden wirklich heilen.

Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über die groben Narben. Oder verhärten sich mit einem Panzer aus Bitterkeit."

Jetzt schwieg die Traurigkeit, und ihr Weinen war tief und verzweifelt.

Die kleine alte Frau nahm die zusammengekauerte Gestalt tröstend in den Arm. "Wie weich und sanft sie sich anfühlt", dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit", flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Ich weiß, dass dich viele Menschen ablehnen und verleugnen. Aber ich weiß auch, dass schon einige bereit sind für dich. Und glaube mir, es werden immer mehr, die begreifen, dass du ihnen Befreiung ermöglichst aus ihren inneren Gefängnissen. Von nun an werde ich dich begleiten, damit die Mutlosigkeit keine Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hatte aufgehört zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete verwundert ihre Gefährtin.

"Aber jetzt sage mir, wer bist du eigentlich?"

"Ich", antwortete die kleine alte Frau und lächelte still. "Ich bin die Zuversicht!"

 Inge Wuthe

 

 

   


Die Einladung

Es interessiert mich nicht, wovon du deinen Lebensunterhalt bestreitest.

Ich möchte wissen, wonach du dich sehnst und ob du es wagst,

davon zu träumen, deine Herzenswünsche zu erfüllen.

 

Es interessiert mich nicht, wie alt du bist.

Ich möchte wissen, ob du es riskieren wirst,

verrückt vor Liebe zu sein, vernarrt in deine Träume,

in das Abenteuer, lebendig zu sein.

 

Es interessiert mich nicht, welche Planeten in welcher Konstellation zu deinem Mond stehen.

Ich möchte wissen, ob du die Mitte deines Leids berührt hast,

ob du durch Verrat, den du im Leben erfahren hast,

aufgebrochen und offen geworden

oder geschrumpft bist und dich verschlossen hast vor Angst und weiterem Schmerz.

 

Ich möchte wissen, ob du dasitzen kannst mit Schmerz

– meinem oder deinem eigenen –

ohne irgendeine Bewegung der Ausflucht,

ohne den Schmerz zu verbergen, ohne ihn verschwinden zu lassen, ohne ihn festzuhalten.

 

Ich möchte wissen, ob du mit Freude da sein kannst

– meiner oder deiner eigenen –

ob du mit Wildheit tanzen und zulassen kannst,

dass Ekstase dich erfüllt bis in die Fingerspitzen und Zehen hinein,

ohne jene Vorsicht, in der du dich in acht nimmst,

realistisch bist und dich an die Begrenzung des Menschendaseins erinnerst.

 

Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die du mir erzählst, wahr ist.

Ich möchte wissen, ob du jemanden enttäuschen kannst, um zu dir selbst ehrlich zu sein,

ob du es erträgst, dass dir deshalb jemand Vorwürfe macht

und du trotzdem deine eigene Seele nicht verrätst.

Ich möchte wissen, ob du treu sein kannst und zuverlässig.

 

Ich möchte wissen, ob du Schönheit sehen kannst, auch dann, wenn es nicht jeden Tag schön ist

und ob du in deinem Leben einen göttlichen Funken spürst.

Ich möchte wissen, ob du mit Misserfolg leben kannst

– mit deinem und meinem –

und immer noch am Ufer eines Sees stehen und “Ja“ zum Vollmond rufen kannst.

 

Es interessiert mich nicht, wo du lebst oder wieviel Geld du hast.

Ich möchte wissen, ob du nach einer kummervollen Nacht voller Verzweiflung aufstehen kannst

–ausgelaugt und mit Schmerzen –

und trotzdem tust, was getan werden muss für deine Kinder oder andere Menschen.

 

Es interessiert mich nicht, welche Schulausbildung du hast oder wo und bei wem du studiert hast.

Ich möchte wissen, ob du mit mir in der Mitte des Feuers stehen und nicht zurückschrecken wirst.

Ich möchte wissen, was dich von innen aufrecht erhält, wenn alles andere wegfällt.

 

Ich möchte wissen, ob du mit dir selbst alleine sein kannst

und ob du wirklich die Leute magst, mit denen du dich in Zeiten der Leere umgibst.

Oriah Mountain Dreamer